Kastrahilfe und ein Kellerzwerg

Kürzlich wurden wir um Hilfe bei der Kastration von frei laufenden Katzen in einer Gemeinde gebeten.

Grundsätzlich ist es so, dass jede Gemeinde dazu verpflichtet ist, Sorge für Fundtiere zu tragen. Da zunächst jedes Tier bis zum Nachweis seiner Herrenlosigkeit als Fundtier gilt, ist eine Gemeinde also auch für potentiell herrenlose Tiere zuständig. In Rheinland-Pfalz ist die Definition jedoch etwas anders. Hier ist jedes freilaufende Haustier erst einmal als herrenlos zu betrachten, es sei denn, es ist deutlich markiert und somit direkt als Fundtier identifizierbar. Die meisten Gemeinden sehen es als ihre moralische Verpflichtung an, über diese Vorgaben des Bundeslandes hinaus zu gehen und grundsätzlich für alle frei laufenden Haustiere Sorge zu tragen, auch wenn diese nicht auf den ersten Blick als Fundtiere zu erkennen sind.

Die hier betroffene Gemeinde hält sich hingegen leider strikt an die Vorgaben des Bundeslandes.

 

Immerhin zwei der Fellpopos zeigten sich.

Immerhin zwei der Fellpopos zeigten sich.

Aus diesem Grund wandte sich Frau B. also an uns, um finanzielle und auch zupackende Unterstützung bei der Kastration der Katzen, die in ihrem Scheunendach eingezogen sind, zu erhalten. Und wir sagten Hilfe zu.Als wir zu ihr fuhren, um uns ein genaues Bild des Ausmaßes zu machen und das genaue Vorgehen mit Frau B. zu besprechen, erzählte sie uns, dass am Tag zuvor eine Seniorin „ein paar Häuser drunter“ tot in ihrem Haus aufgefunden worden wäre. Frau B. berichtete, dass die Dame einige Tage tot in ihrem Haus gelegen habe, bevor man sie gefunden habe, und dass sie zwei sehr scheue Katzen besessen habe. Die grau getigerte, schon ältere Katze lebe im Keller und eine kleine rote Katze lebe vor der Haustür der Verstorbenen. Was denn nun aus diesen Katzen werden solle, fragte Frau B., und ob wir nicht…

Also fuhren wir als nächstes „ein paar Häuser runter“ und schauten uns die Lage dort an. Eine kleine rote Katze vor der Haustür konnten wir nicht entdecken. Allerdings hörten wir wirklich herzzerreißende Katzenschreie, denen wir folgten. Sie stammten von der beschrieben kleinen roten Katze. Allerdings saß diese nicht vor der Haustür, sondern in einem Kellerraum. Dessen Fenster zwar weit offen und von außen ebenerdig, von innen aber viel zu hoch zum Rausspringen für den kleinen Mann war. Gott sei Dank konnten wir den Herrn, der die Verstorbene wöchentlich versorgt hatte, telefonisch erreichen. Er schloss uns das Haus auf und wir konnten Erik, den Kellerzwerg, aus dem Keller holen.

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Erik, der Kellerzwerg

Der Kellerraum entpuppte sich hierbei als Heizungskeller, den die Dame für die Grautigerin hergerichtet hatte, damit sich diese ins Warme zurückziehen konnte, wenn es draußen zu ungemütlich wurde. Wie lange Erik hier fest saß, können wir nur vermuten. Es müssen zwischen einem und 5 Tage gewesen sein. Je nach dem, ob er bei der Abholung der Verstorbenen ins Haus gehuscht ist oder ob er bereits vorher durch das Fenster in den Keller fiel.

Wir nahmen den kleinen Mann mit. Er wurde medizinisch versorgt und zog erst einmal ins Einzelzimmer unserer Pflegestelle in Wissen. Hier entpuppte sich der als scheu beschriebene Kellerzwerg schon nach 2 Minuten als absoluter Schmusebolzen. Mittlerweile darf er mit seinem Charme auch die beiden Pflegekatzenmädchen der PS becircen. Erik wartet nun auf Menschen, die ihm ein liebevolles Zuhause schenken werden.

Alles in allem hoffen wir, dass wir auf ein Happy End zusteuern. Von der Grautigerin fehlt bislang leider jede Spur. Heimlich hoffen wir jedoch, dass sie den Weg unter Frau B.’s Scheunendach finden wird. Denn Frau B. hat zugesagt, dass die komplette Katzengruppe nach der Kastration wieder in ihrem Scheunendach leben darf. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür!

An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz herzlich bei Dr. Bläcker und dem gesamten Team der Tierarztpraxis Hamm bedanken, bei dem wir jederzeit mit unseren Notfällen auftauchen dürfen!

Allerdings hoffen wir auch inständig, dass wir in nächster Zeit zu keinen neuen Notfällen gerufen werden. Denn unsere finanziellen Reserven sind nun leider wirklich ausgeschöpft.

 

 

 

 

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